7. Tag    
 
 
 

Cab. d. Vignette mit der abenteuerlichen Toilette rechts
Wir haben alte Bekannte wieder getroffen. Die zwei Gruppen von der Abseilstelle und die zwei Gl's, die eigentlich nach Chamonix wollten. Ein mächtiger Tross macht sich an diesem Morgen auf den Weg, die letzten drei langen Anstiege der 'Hohen Route' zu bewältigen. So viele Menschen haben wir schon seit einer Woche nicht mehr gesehen. Die Cabane des Vignette ist offensichtlich die klassische letzte Hütte sämtlicher Varianten der Haute Route. Und nebenbei bemerkt ist sie die Hütte mit der vermutlich spektakulärsten Toilette. Durch die Klobrille hat man freien Blick auf den erst 100m tiefer beginnenden Yellow Snow...

 
 
 
 
Mit unseren Schneeschuhen schlagen wir eine unübersehbare Trasse in den frischen Schnee. Nicht sehr zur Freude unserer Französischen Skitourenfreunde, die uns spontan den Namen 'Team Elephante' verleihen.

Die ersten sind wir nicht am 3386m hohen Col de I'Evêque, dem Ende des ersten Aufstiegs. Aber die ersten, die da oben losfahren. Der Ausblick auf ein großes, unverspurtes Schneefeld hat uns beim Umpacken Flügel verliehen. Wir surfen den weiten Hang hinunter. Genießen jeden Meter. Wohl wissend, dass der harte Teil des Tages noch vor uns liegt. Zwei Anstiege. Der letzte dauert etwa 4 Stunden. Er ist nicht steil, aber lang!

 
 
 
 

für Smiler hätte es nicht viel länger sein dürfen...

nicht an diesem Tag

Wir sind im letzten Anstieg. Inzwischen ist es warm geworden Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. In sicherem Abstand laufen wir an den von den steilen Wänden herunterdonnernden Nassschneelawinen vorbei. Aus der Ferne hören wir ihr Grollen. In ein paar Schotten werden wir endlich das Matterhorn sehen, Daran hat vor 5 Tagen keiner von uns zu glauben gewagt. Doch das Wetter kann sich in den Bergen von einer Minute auf die nächste ändern.

Auf den letzten 100 Metern des letzten Anstieges der Haute Route ziehen plötzlich Wolken auf. Die Sicht ist weg. Das Matterhorn nicht zu sehen. Trotzdem steigt in mir ein unendliches Glücksgefühl auf. Eine Träne bahnt sich den Weg in mein Auge...geschafft...oben! Das Col de Valpelline ist mit 3.562m die letzte große Hürde gewesen...zumindest Berg auf. Richtig jubeln will aber noch keiner von uns. Schließlich steht uns ja noch die Abfahrt über den Stockjigletscher bevor - bei der schlechten Sicht mit Vorsicht zu genießen. Deshalb fahren wir das erste Stück auch in der Spur unseres Guides Thomas. Macht aber nichts. Der Schnee ist gigantisch. Wir haben Platz für riesige Turns. Bei jedem Halt sehen wir uns um und bewundern die riesigen Eisskulpturen, die der Gletscher über Jahre hinweg erschaffen hat. Das ist in der Tat ein gerechter Lohn für die ganze harte Arbeit! Was ich zu diesem Moment noch nicht weiß: ein Stück ganz harter Arbeit steht uns noch bevor. Der Auslauf des Tiefmattengletschers ist extrem flach. Das bedeutet mal wieder Snowboardlanglauf. Vorbei am Matterhorn, das immer noch im Nebel liegt. Ist mir aber egal. Ich habe eh gerade kein Auge für irgendetwas. Mir tut alles weh.

 
 
 
 
Nach unendlichen 40 Minuten kriechen wir über einen kleinen Hügel. Und stehen plötzlich mitten zwischen Menschen, Pisten und Seilbahnen. Nach 6 Tagen Einsamkeit erscheint uns das alles komplett irreal. Wir sind immer noch in einer ganz anderen Welt, nehmen kaum wahr, wie uns die Leute anschauen. Ist uns eigentlich auch egal. Denn wir haben es geschafft, schreien vor Glück, fallen uns in die Arme, springen vor Freude. Das Gefühl ist nicht zu beschreiben. So leicht, so schwerelos, so überglücklich!
 
 
 
 

 

Das erste Bier schmeckt hervorragend. Und selbst das Matterhorn feiert mit uns. Für einen kurzen Moment gibt es den Blick auf seinen Gipfel frei. Nur für uns.

 
 
 
   
<<zurück